Head-Down-Generation
„R. MUTT 1917“, Signatur auf einem Pissoire, das seiner eigentlichen Funktion beraubt, als „Fountain“ zunächst für einen Skandal sorgte und dann Kunstgeschichte schrieb.
„R. GEYER 2017“, Signatur auf einer weiblichen Schaufensterbüste, die ihrer eigentlichen Funktion beraubt, als „Oscar“ den Menschen im digitalen Zeitalter symbolisiert.
Mit der dritten industriellen Revolution ist im Jahr 2002 das nächste Menschheitszeitalter, das Digitale Zeitalter, angebrochen. Seit 2002 wird weltweit mehr digital als analog gespeichert. Kommunikation findet im täglichen Leben immer digitalisierter statt.
Die Digitalisierung hat zu einer Informationsexplosion geführt. Die Detonationen auf allen Ebenen ist so gewaltig, dass der analog getaktete Mensch seine Schlagzahl schnell anwachsend erhöhen muss. Folge: der Mensch stößt an seine konditionellen Grenzen. Outsourcing auf allen Ebenen ist angesagt.
Daten, auch persönliche, werden Clouds anvertraut. Und Sozialen Netzwerken. Und, und, und. Invisible. In Binärzahlen aneinander gereiht. Scheinanonymisiert und voll vernetzt.
“I don‘t know why people are so keen to put the details of their
private life in public; they forget that invisibility is a superpower.“
(BANKSY)
Physikalisch besteht die digitale Welt nur aus zwei Ziffern. Null (0) und Eins (1). Aus den enorm schnell getakteten Binärzahlen, den Binary Codes.
Der analoge Mensch lebt auch in einer binären Welt. Sämtliche Religionen predigen seit Jahrtausenden ausschließlich ein binäres Weltbild. Menschen ticken im Takt ihres Herzschlags.
Die Harmonisierung der unterschiedlichen Taktzahlen der digitalen binären Welt mit der analogen binärgeprägten Welt Mensch ist pending.
Die Null (0) steht für weiblich und die Eins (1) ergo für Männlich. Binärzahlen stehen auch für weiblich und männlich. Sie kopulieren unentwegt und sinnentrückt bis zur Geschlechtsneutralität. Copulating Binary Numbers sind analoge Datenströme.
Im Jahr 2007 ist das mobile Telefon durch die Entwicklungen der digitale Revolution zum Smartphone mutiert.
Das analoge Produkt des Smartphones ist die „Head-Down-Generation“, unser Alltagsbild.
Dieses Alltagsbild, Menschen mit gesenktem Kopf, begegnen uns zu Hause, in der S-Bahn, im Bus, auf der Straße, im Wartezimmer, im Auto, beim Spaziergang, im Kino, im Büro, im Supermarkt, im Zug, auf dem Sportplatz, beim Bäcker, auf dem Klo, auf dem Fahrrad, auf dem Müllwagen, am Strand, im Flugzeug, in der Schule, im Kindergarten, auf Partys, im Restaurant, an der Dönerbude, in der Raucherecke, beim Vögeln, in der Uni, im Park, unterm Regenschirm, mit nem Kind an der Hand, in der Tanke, vor der Apotheke, im Schwimmbad, auf der Skipiste, im Theater, an der Bushaltestelle und im Taxi.
Das Alltagsbild „Head-Down-Generation“ begegnet uns immer und überall, irgendwo immer überall. Jetzt zum Beispiel.
It’s a little bit „Creepy“ right now. Isn’t it.
Ausstellung „Creepy“
Head-Down-Generation – die Generation Kopf unten, dadaistisch inspirierte Bestandsaufnahme der digitalen Gesellschaft am Anfang des 21. Jahrhunderts. 100 Jahre nach „Fountain“ von Marcel Duchamp. Reduziert und minimalisiert. Analog und digital.